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Mobilität und Stadtbild

Mobilität und Stadtbild   19.4.2013

Wieder einmal ist Mobilität das Thema – und man kann dankbar sein, dass man eigentlich nicht nachdenken muss, weil das, was getan werden müsste, seit mindestens 30 Jahren unverändert vorgetragen  und von der Entwicklung auch vollbestätigt wird.  Dass es trotzdem von vielen nicht zur Kenntnis genommen wird:  dass die Aufenthaltsqualität in Fußgängerzonen verbessert wird, dass wir genug Parkplätze haben, dass ein paar zusätzliche P+R-Plätze mit Bus-Anbindung die Situation nicht nur verbessern, sondern auch die Fremdenverkehrs- und Einkaufsstadt aufwerten würde, ist schon sehr eigenartig.  Obwohl Würzburg optisch durch die Altstadt dominierende gesichtslose Beton-Glaskisten an Attraktivität verloren hat, steigen trotzdem die Besucherzahlen und verdient wird, wie man sieht auch genug.  Und wer durch Würzburg geht, stellt fest, dass sich die Menschen auf diesen Straßen wohlfühlen. Ich sag es immer wieder: die Stadt ist für die Menschen da und jede Verbesse­rung des ÖPNV macht unzählige Parkplätze überflüssig.

Die Rentner sollens richten

Endlich gibt es eine Lösung


Zu: „Fiskus hat Rentner im Visier“  MP/VB am 3.Mai 2013-05-05

Endlich gibt es eine Lösung unserer Finanzprobleme.  Da zerbrach man sich den Kopf, wie die Banken zu retten sind, wie man Auslandseinsätze bezahlt, die Diäten erhöhen kann und der Verfolgung der Steuerflüchtlinge entgehen kann: Die Rentner sollen’s richten, denn deren Kasse hat man schon erfolgreich für alles andere geplündert – die waren das doch gewohnt, hatten sie doch damals die zerstörten Städte wieder aufgebaut, ohne Kindergeld, ohne Elterngeld, hatten ständig am Rande des Existenzminimums ihren Beitrag zur Demokratie und Wohlstand geleistet und hatten während ihres Rentnerdaseins spüren müssen, wie der Wert ihrer Netto-Rente und die Preisentwicklung verschiedene Wege gingen. Und was sie einst eingezahlt haben, liegt halt nicht sicher in der Schweiz oder anderswo, sondern ist längst verwurstelt.  Die 60 000 sind wohl ein Test, wenn sich niemand regt, kommen auch die andern dran.  Das ist so sicher, wie die Konten der andern in der Karibik

Eine eindrucksvolle Begegnung

Eine eindrucksvolle Begegnung
15. April 2012      Eine Woche der Freundschaft.      23. April 2012

Die Stadt Würzburg hatte ehemals jüdische Mitbürger eingeladen, noch mal – oder erstmals die Stadt, in der sie gelebt, gearbeitet und die sie, wie wir,  geliebt hatten, zu  besuchen.  Diese Stadt, wo man sie ausgegrenzt, beschimpft und erniedrigt hat, wo man ihr Eigentum beschädigt, erpresst und enteignet hat, aus der man sie vertrieben oder mit Gewalt weggeführt hat.  Nur wenige haben KZ und Vernichtungslager überlebt, viele verließen ihre Heimatstadt und mussten in der Fremde mir ihrer Familie ganz von vorn eine neue Existenz aufbauen.  Sie kamen zögernd, nicht ahnend, was sie hier erwartet -  dahin wo sich keiner traute, auch nur einen Finger zu rühren - als man sie zuerst bei Nacht und Nebel, dann am heller lichten Tag von Schutzpolizei eskortiert durch Würzburgs Straßen zum Verladebahnhof an der Aumühle trieb,  den Weg für so viele in den Tod.
Ein engagiertes Team Würzburger Bürger hat gemeinsam mit der Stadt Würzburg mit Oberbürger¬meister Georg Rosenthal an der Spitze, der endlich, spät, aber noch nicht zu spät die Initiative ergriff, ein Programm gestaltet, das unseren Gästen eindrucksvoll zeigte, dass sie es mit Menschen im heutigen Würzburg zu tun hat, die nicht nur aus der Vergangenheit gelernt haben, sondern auch von ganzem Herzen und Verstand dabei sind und ihrem Kommen mit Bangen entgegen sahen.

Ja, auch ich habe mich gefragt, wie wird es wohl sein; werde ich, wenn ich wieder mit Gleichaltrigen zusammen treffe, meine Hemmungen überwinden können, werde ich darüber reden können, was mich damals bewegte, als ich in zwei Welten aufwuchs – zwischen Elternhaus und Schule – und wie mich 1945 die brutale Wahrheit traumatisierte und mein Leben veränderte.
Schon mehrere Male habe ich Gelegenheit gehabt, mit Opfern des Faschismus zu sprechen und jedes Mal war ich tief betroffen von dem Verständnis und der Offenheit mit der man mir begegnete.
Trotzdem ging ich mit bangem Herzen auf die Menschen zu, auf die ich mich freute, denn einige von ihnen tangierten meinen Lebensweg oder lagen mir aus geschichtlichem Interesse im Sinn.
Da gab es Verwandte von Julius Gotthilf, dem Nachbarn in meiner Kindheit, in dessen Papierlager ich nicht nur stöbern durfte, sondern auch mitnehmen durfte, was mir gefiel, was mir schon früh die Literatur der 20er Jahre erschlossen hat.
Oder die Tochter von Max Fechenbach und ihre Kinder, den ich selbst noch bei Spruchkammer-verhandlungen sehen konnte und dessen Bruder Felix Vorbild meiner späten Jahre wurde.
In 2011 hatten wir die Stolperstein-Verlegung mit dem Schwerpunkt Weinhandel und dabei war ich auf die Broschüre der Max- Stern Weinhandlung in den Kellern der Alten Universität gestoßen und seitdem lässt mich dieses Thema nicht mehr los und vor allem – wo sind die wunderschönen geschnitzten Weinfässer der Sterns geblieben.  Und jetzt, nur kurz vor dem Besuch wurden wir fündig.  Wir fanden im Keller des Juliusspitals nicht nur die 4 Prunkfässer, die in der Broschüre abgebildet sind, sondern auch das Fass mit dem Konterfei seiner Gattin und wohl auch die Fässer der Kinder, aus denen allerdings der Stern und die Namen herausgefräst sind. Diese Kostbarkeiten konnten wir den Angehörigen bei einem Besuch vor Ort zeigen.
Gefreut habe ich mich auch sehr, als ich erfuhr, dass Herbert Mai und Fred Zeilberger die beiden Freunde, die KZ und Vernichtungslager überstanden, mit ihren Frauen unsere Stadt wieder beehren.
Ja und dann kamen sie und es gehörte zu den schönsten Erlebnissen meines Lebens.
Das unglaubliche: Während dieser Woche hörte ich kein Wort des Tadels oder der Aufrechnung, wie ich es hierzulande fast täglich erleben muss. Da brandet uns eine Welle der Dankbarkeit, ja der Freundschaft entgegen, da werde  ich nach meinem Vortrag im Keller der Alten Uni so umarmt, dass mir buchstäblich die Luft wegbleibt. Da werden wir Alten, die wir, gern oder gezwungen, bei Jungvolk und HJ mitgemacht haben, sogleich auf Augenhöhe geachtet und angehört.  Da darf ich selbst angesichts der gestohlenen Schätze erfahren, dass sie sich vorstellen könnten, wieder hier in Würzburg zu leben. 
Bin ich jetzt rehabilitiert ? Kann ich jetzt ruhig schlafen ?
Eine Woche der Begegnung mit bezaubernden Menschen und mit meiner Vergangenheit ist vorbei. Wir haben unseren Gästen eine schöne Woche beschert und alles getan, um ihnen einen schönen Aufenthalt zu bescheren.  Das ist uns  gelungen.  Sie nehmen ein Bild von Würzburg mit in ihre neue Heimat, das wir ihnen gezeichnet haben.
Aber: Wie sieht bei uns in Deutschland die Realität aus.  Das haben wir ihnen nicht zeigen wollen. Wir hätten uns schon wieder schämen müssen.  Die Glatzköpfe und Hirnlosen marschieren unter Polizeischutz.  Sie provozieren und lachen über unsere Hilflosigkeit und bekommen auch noch Steuergelder für ihre fremdenfeindliche Politik.
Nein !  Wir können nicht ruhig schlafen solange ein solches zusammen Leben wie ich dieser wunderschönen, unvergesslichen Woche nicht die tägliche Realität widerspiegelt.
Es ist noch viel zu tun.

Der Schoß ist fruchtbar noch aus dem dies kroch.

 

Burschenschaftler diskutieren erneut die Art „Ariernachweis“. MP Freitag, 24.5. 2013

„Der Schoß ist fruchtbar noch aus dem dies kroch“

Die Nachricht kommt fast auf den 80. Jahrestag der Bücherverbrennung in unserm Land –,  auch in Würzburg, wo auf dem Residenzplatz die Schriften der deutschsprachigen geistigen Elite des 19. und 20. Jahrhunderts in Flammen aufgingen.  Ein Aufruf  der Studentenschaft der Universität richtete sich an die Studenten und Bürger: „Reinigt Eure Büchereien“ – Abgabestelle: Studenten­haus Zimmer 70.  Und es waren die Burschenschaftler die in Würzburg nach einem Propaganda­marsch durch die Innenstadt dieses kulturfeindliche Spektakel in Szene setzten.  Heinrich Heine sagte 1821 schon: „Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen“.  Zwei Jahre später öffneten die Nürnberger Gesetze die Schleussen, die Millionen von unschuldigen Menschen das Leben kosteten, darunter auch viele dieser Schriftsteller.  Diese neue Art von „Ariernachweis“ ist eine Fortführung der Diskriminierung mit den gleichen Mitteln.  Diese Gefahr ist am 1. Mai hier aufmarschiert und die Würzburger haben ihnen gezeigt, was sie von ihnen halten.  Wer einen Arier-Nachweis welcher Art auch immer verlangt, hat hier nichts zu suchen.

 

Grombühl 1933 -1945

Bei der Abendveranstaltung zur Verlegung von Stolpersteinen in 
Würzburg- Grombühl am 11. Februar 2oo8 

erzählte Helmut Försch über seine Kindheit und Jugend während der Nazizeit.

Grombühl 1933 – 1945   -  M. s.v.D +H

Mit wenigen Blitzlichtern darf ich Sie in die Zeit meiner Kindheit und Jugend führen, davon erzählen, wie ich sie erlebt habe.  Im Juli 1928 geboren, war ich am Ende der Diktatur noch nicht ganz 17 Jahre.  Ich habe diese Zeit, zumindest von meinem achten Lebensjahr an, mit wachen Sinnen erlebt.  Dabei lagen Begeisterung und Enttäuschung, Elternhaus und Schule, Pflicht und Gewissen immer wieder im Widerstreit.  Ich habe damals nichts getan, dessen ich mich schämen müsste, aber ich gehöre zur Tätergeneration und habe zeitlebens schwer an dieser Hypothek getragen.  Von 1946 an habe ich mich mit dieser Vergangenheit beschäftigt und deshalb sind mir Geschehnisse und Gefühle, Gespräche und Reflexionen gegenwärtig.

Grombühl war ein Stadtteil, mehr eine Vorstadtgemeinde der kleinen Leute, der Arbeiter, Handwerker und Beamten.  Unmittelbar nach der Machtübernahme waren die Parteien  und Organisationen der demokratischen Linken ihrer Führung beraubt, die aktiven Mitglieder in Kerker und KZ eingeschlossen oder unter Rechtsbeugung verurteilt.  Viele blieben dauernd verschwunden, andere kamen schweigend zurück.  Oft werde ich gefragt, ob man denn nicht gemerkt habe, was da geschah.  O ja, das Verschwinden von Menschen bis zum Beginn des Krieges wurde sehr wohl registriert, es wurde ja sogar in den Zeitungen veröffentlicht, wenn man wieder einmal einen Kommunisten, Sozialisten, Geistlichen oder Widerspenstigen aus dem Verkehr gezogen hat.  Da wusste man, das waren Gegner der Nazis.  Bei vielen anderen, die unter die Räder kamen, war das anders.  Sie verschwanden zum Teil spurlos oder wurden, wie die jüdischen Mitbürger und die Euthanasieopfer zuerst in Häusern und Heimen zusammen gepfercht, eines Tages umgesiedelt und an anderen Orten umgebracht.  Ab 1939 waren Millionen von Menschen zum Militär, zum Kriegsdienst, zum Arbeitseinsatz zwangs­verpflichtet oder evakuiert worden.  Es gab kaum eine Familie, in der man nicht um einen Menschen bangte und weinte.  Das nutzten die Kolonnen der Vollzugsbeamten des Terrors, ihre Gefangenen endgültig verschwinden zu lassen.

Man lebte hier wie in einem kleinen Städtchen.  Man kannte einander.  Die wenigen aktiven Nazis waren durch die zur Schau getragenen Uniformen und anfangs mit Hakenkreuzfahnen vor ihren Fenstern bekannt.  Bei uns in der Grombühlstraße hingen nur ein paar davon.  Die Bürger wurden aufgefordert, diese Fahnen raus zu hängen.  Nichts half.  Schließlich wurden die Hausherrn verpflichtet, sie zu kaufen und Halterungen anzubringen. Weil mein Vater sich weigerte, ich aber seit kurzem begeistert beim Jungvolk war, hängte ich sie raus. Man grüßte mit „Grüß Gott“ oder „Guten Tag“, die Nazis  kannte man auch ohne das Parteiabzeichen.  Der Frisör Grümbel gegenüber hat während seiner Arbeit kein Blatt vor den Mund genommen, hat auch Witze über die Nazis erzählt während ich wartete dran zu kommen..
Er hatte eine Enkelin, Hannelore, die Halbjüdin war.  Er wurde nicht verpfiffen, Tochter und Enkelin geachtet.  Als ich mit den Naziparolen „Die Juden sind unser Unglück“, mit Ausdrücken wie Abschaum, Novemberverbrecher, Blutsaugern und Untermenschen von der Schule heimkam, sagte mein Vater: „Meinst Du wirklich, dass die Juden die du kennst, Unglück, Blutsauger, Abschaum sind“ „Aber Papa, ich kenne doch gar keine Juden“ „Natürlich kennst du sie:  zum Beispiel Herrn Gotthilf,  die Kastanienbaums und Dr.Loeb“ . „Das sind Juden?“  Herrn Gotthilf hatte ich ins Herz geschlossen, nicht nur, weil er aussah wie der Gottvater in meinem Katechismus. Er strich mir auch zuweilen gütig über die Haare , er gestattete mir auch, in seinem Papierlager zu stöbern und mitzunehmen was mir gefiel. Dort wurde die den Nazis nicht genehme Literatur eingestampft und ich schleppte sie heim: Kästner, Tucholski, Feuchtwanger, Frank, Fallada, Mann, Morgenstern – sie blieben nicht ohne Einfluss auf meine Entwicklung. Auch die Kastanienbaums mochte ich.  Wir Buben hatten meist mit Frau Kastanienbaum zu tun, wenn wir ihr unser Altmetall brachten.  Wir sagten: „Bei der „Bella“ kriege mer e weng mehr wie beim Gotthilf für unner Zeuch“  Sie fragte uns immer genau aus, woher wir die Sachen hatten.  Ab 1935 waren Entrümpelungen der Dachböden wegen des Luftschutzes angesagt.  Wir boten den Nachbarn an, das wegzubringen, halfen beim Entrümpeln, legten für uns Wertloses auf die Straße, aber Blei, Kupfer, Zinn, Messing  ging mit uns zu Bella und Gotthilf. Vor dem kleinen Kabäuschen mit der Waage, in dem Bella Kastanienbaum mit uns abrechnete und herrschte, saß bei schönem Wetter  ihre Mutter „Oma Tine“ –  in der Sonne und strickte, schaute dem Verkehr und unserm Treiben zu.

Wir Buben sind aus damals verständlichen Gründen zumindest anfangs von Jungvolk und HJ begeistert gewesen.  Wir hatten nur einfachste Kleidung, kurze Hosen, lange schwarze wollene Strümpfe mit Straps und Leibchen und die, die lockten mit Schihose und Fahrten­messer, Geländespiel und Zeltlager, Segelfliegen und Seesportschule, Schifahren und Reiten und unsere Jungvolkführer kamen von den Pfadfindern und bauten diese nach dem Krieg auch wieder auf.  Der NS spielte dort  nicht die überragende Rolle wie in der Schule. Erst als ich mit 14 Jahren ins Schul­heim der LBA wechselte, lernte ich die menschenverachtende und kulturfeind­liche Dressur zum willenlosen Befehlsempfänger kennen.  Daraus und aus den Versuchen meines Vaters, mir ein eigenes Bild zu vermitteln, ergab sich eine zunehmende Distanz zu diesen Leuten, auch wenn Papa mir vom 11. Lebensjahr an nicht mehr als Freund und Berater zur Verfügung stand, weil er alle Offerten der Nazis, bei ihnen mitzuarbeiten ablehnte und deshalb dienstverpflichtet wurde – ich lernte mit offenen Augen.

Meine Eltern waren bis zum Verbot 1933 Mitglied der Naturfreunde gewesen und in sozialem Kontakt mit der demokratischen Linken.  Einige von ihnen waren den Nazis ins Netz gegan­gen.  Da hörte ich öfter, dass man wieder einen geholt hatte und da hing immer ein Schicksal dran: Namen wie Albert, Sittig, Schwab, Kröckel, Brand, Schubart, Freuden­berger tauchten in Gesprächen der Eltern und ihres Freundeskreises immer wieder auf.  Martin Adelmann aus unserm Haus und Ernst Thalheimer von nebenan verschwanden spurlos.

Wir Buben in Grombühl haben in zwei Welten gelebt, die sich nicht mischen ließen.  Wir gingen zum Kommunionunterricht, marschierten begeistert im Jungvolk mit, aber wir gingen zu Bella und Gotthilf, pflegten Umgang mit gefangenen Franzosen, später mit  Russen und Fremdarbeitern, sammelten Kippen für sie und Rohtabak von den Zigarrenfabriken Bayerl und Sauer, zweigten Kartoffeln und Brot ab und legten das an den Platz, wo Iwan vorbei kam.  Wir warfen es den zerlumpten Russen und Zwangsarbeitern zu, die abends von der Nürnberger Straße kommend von Soldaten durch die Grombühlstraße getrieben wurden – ein Elendszug, der so manchen Menschen nachdenken  ließ:.   „Wenn wir das nicht einmal büßen müssen.“ hörte ich Nachbarn offen aussprechen.

Bis lang nach dem Krieg glaubte ich noch an dieses schöne Bild von den anständigen Grombühler Bürgern insgesamt.  Die für mich sichtbare Trennung zwischen Nazis und einer schweigenden Mehrheit.  Einer schweigenden Mehrheit, der im überwiegenden teil nicht bewusst war, welche Mitschuld, zumindest aber Mitverantwortung sie auf sich geladen hatte, die auch nicht ahnte, was alles in ihrem Namen geschehen war und noch geschehen würde.  Erst Recherchen, vor allem auch in den Akten der Gestapo zeigte:  Es gab auch Informanten, Verleumder, meist aus niedrigen Beweg­gründen oder weil sie sich einen Vorteil, eine Beförderung, das Gut eines andern oder eine UK-Stel­lung versprachen, wie uns das Schicksal von Philipp Tripp zeigt, dessen Stolperstein wir heute verlegt haben.  Die Stolpersteine sollen auch diese Seite beleuchten und mahnen.  Sie sind für mich Ansatz zur Aufklärung in den Schulen, Mahnung vor den Gefahren des Rechtsradika­lismus und vor allem die Erinnerung an unsere ermordeten Mitbürger.  Sie sollen aber auch Mut machen, sich mit offenen Augen in unserer Zeit zu bewegen und überall dort, wo Menschenrechte in Gefahr sind, Menschen bedroht, ausgegrenzt, in ihrer Gesundheit oder ihrem Selbstwertgefühl verletzt werden, engagiert einzugreifen nach eigenem Vermögen.

Dann können wir beruhigt schlafen.


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